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Tapas, Pintxos oder Raciones: Spaniens Spezialität der „kleinen Häppchen“!

Die kleinen Köstlichkeiten der spanischen Küche sind weltweit beliebt – und ebenso vielfältig und regional geprägt wie der spanische Weinbau. Erfahren Sie mehr zu den Spezialitäten aus vier beliebten Regionen.

Veröffentlicht am 23. Juni 2020

Es ist 19 Uhr und die Plaza Mayor in der Altstadt von Madrid birst nur so von Menschen. Als Mitteleuropäer könnte man versucht sein zu glauben, dass sie auf dem Weg zum Abendessen seien. Aber weit gefehlt: Es ist Zeit für Tapas und einen Plausch mit Freunden. Tapas sind so etwas wie der Kitt einer Gesellschaft, deren Sozialleben in hohem Maße auf der Straße und in unendlich vielen kleinen Bars im ganzen Land gelebt wird. Tapas oder Pintxos, wie die Basken die kleinen Essensbegleiter nennen, gehören immer dazu, wenn man sich ein Glas Wein, einen Cava, einen Sherry oder auch ein Bier bestellt. Ursprünglich waren die Tapas einfach nur geröstete Weißbrotscheiben, oft mit Oliventapenade oder Knoblauch bestrichen oder auch mit Tomaten belegt, um das Glas gegen Insekten zu schützen. Tapar heißt bedecken, und genau dazu diente die ursprünglich sehr simple Speise.

Vom Glasdeckel zur kunstvollen Kreation

Zu der ursprünglichen Tapa, der Brotscheibe als Glasdeckel, kamen dann weitere kleine Häppchen. Wer kennt sie nicht, die Schälchen mit Oliven, die ebenfalls gerne zum Wein oder als Entrée gereicht werden? Manchmal war auch schon ein Stück Käse dabei oder etwas Serranoschinken. Lange Zeit waren die Tapas nicht mehr als das, und sie wurden ohne zusätzliche Berechnung zum Wein gereicht. Doch längst hat sich aus der Brotscheibe als Glasdeckel und den kleinen einfachen Beilagen eine Esskultur entwickelt, die ganz eigene regionale Besonderheiten aufweist. Eine Vielzahl dieser Besonderheiten stammt heute aus dem Baskenland, wo die Tapas Pintxos oder Pinchos genannt werden. Das heißt eigentlich so viel wie Spieß und verweist darauf, dass die kleinen Leckereien dort oft am Spieß gegrillt werden. Neben den Tapas gibt es zudem die Raciones, was man tatsächlich als Rationen übersetzen kann. Diese bestellt man üblicherweise, wenn man zu mehreren unterwegs ist; denn es sind etwas umfangreichere Gerichte wie beispielsweise die in Spanien so beliebten Tortillas, die dann in Rationen aufgeteilt werden.

Die Tapas der Meseta

Tatsächlich vermutet man den Ursprung der Tapas in Mittelspanien – wozu Hauptstadt Madrid liegt – und auf der Hochebene der Meseta in Castilla y León. Dort hat sich bis heute die Tapas-Kultur nicht nur gehalten, sie ist auch dort oftmals zur Kunstform geraten. Und sie wird natürlich begleitet von den vielen Weinen der Region. Dazu gehören seit ein paar Jahrzehnten auch die Weißweine der Rueda, die mit ihren herb frischen Aromen der Rebsorte Verdejo mittlerweile zu den beliebtesten Weißweinen des Landes zählen und geradezu ideale Tapas-Begleiter sind. So kann man dort sowohl der Ruta del Vino folgen wie auch der Ruta de Tapas. Und oftmals werden sich diese Wege kreuzen.

Die Art der Tapas ist dabei immer eng verbunden mit den Erzeugnissen der Region. So finden sich dort, wo die Weine aus Rueda und Ribera del Duero, Toro oder der Landwein-Appellation Castilla y León entstehen, viele regionale Käsesorten und Wurstspezialitäten wie die Blutwurst aus Burgos, aber auch Tapas mit Pulpo, Gambas und gegrillten Champignons oder Tapas mit Knoblauch und Lamm. All das und viel mehr findet man in den Tapas-Bars von Valladolid und – nicht zuletzt – in León, die als Tapas-Hauptstadt Spaniens gilt. In jenem Ort am Jakobsweg besucht man das Viertel Barrio Húmedo, das feuchte Viertel, von dem man sagt, es verfüge über mehr Tapas-Bars als Wohnungen.

Valencia – Tapas, Rotweine und Meer

Denkt man an die Küstenstadt Valencia, kommen einem oft zuerst die Orangen der Region in den Sinn, danach dann die dunkelfruchtigen Rotweine aus Monastrell oder Bobal und ganz sicher auch die Paella, für die die drittgrößte Stadt Spaniens besonders bekannt ist. Doch auch in Valencia und in der sie umgebenden Region der Levante essen die Menschen keineswegs nur Reisgerichte. Auch in Valencia sind Tapas sehr populär. Die Rotweine der Region werden oft zusammen mit Tapas genossen, auch mit Patatas Bravas, also frittierten kleinen Kartoffeln, ferner mit Bocadillos, das sind kleine Sandwiches mit Jamón con tomate, also Schinken und Tomaten, auch mit Kroketten oder gereiftem Schafskäse. Wie im ganzen Mittelmeerraum – man denke nur an die Mezze in den arabischen Ländern – kann man sich zwischen kalten Tapas und warmen Varianten entscheiden.

Andalusien und Katalonien

Auch wenn sich Andalusien und Katalonien kulturell stark unterscheiden, so findet man doch in beiden Mittelmeer-Regionen einen Hang zu salzigen Tapas, die im Falle von Andalusien ideal zu dem ganz frischen Fino Sherry, den en Ramas und den Manzanillas passen. Fisch, auch gerne mal gepökelt oder geräuchert, verbindet sich mit diesen Arten des Sherry ebenso perfekt wie die Salzmandeln der Region, die eingelegten Oliven und natürlich der Serranoschinken von den Eicheln fressenden Schweinen, der in Andalusien häufig in Form von Kroketten gereicht wird.

Und sosehr sich Sherry von Cava unterscheiden mag, der ja hauptsächlich rund um Barcelona entsteht, sosehr verbindet sich auch dieser Schaumwein besonders gut mit salzigen Gerichten, und er passt zu allem, was aus dem Meer kommt – Anchoas (Sardellen), Chipirones (kleine, oftmals gefüllte Tintenfische) oder Calamares. Barcelona, die Hauptstadt des Cava, kultiviert diese Kombination in ihrer eigenen lebensfrohen Art; denn der meiste Cava, der in Spanien entsteht, wird auch dort getrunken – zusammen mit Tapas in den unzähligen Wein- und Tapas-Bars der Stadt.

Pintxos, die Tapas der Basken

Weit entfernt, auf der anderen Seite der Iberischen Halbinsel und direkt am Atlantik gelegen, zelebrieren die Basken ihre eigene Kochkunst. Nirgendwo sonst gibt es eine solche Dichte an hochbesternten Restaurants, und nirgendwo sonst sind so viele Privatleute in Kochvereinen organisiert, den Sociedades und Txokos. Kochen und Essen ist an der Biskaya rund um Bilbao und San Sébastian Alltagskultur und Hochkultur zugleich. Dass die Tapas dort Pintxos oder Pinchos genannt werden, liegt ganz einfach daran, dass das Zubereiten von Speisen a la plancha eine lange Tradition hat.

Doch auch im Baskenland werden die kleinen Speisen nicht nur an Pintxos serviert, also an Spießen. Jedes Lokal – und die Städte sind übersät mit Pintxos-Lokalen – hat einen eigenen Stil, und so ist es typisch, dass man sich, statt abends ausgedehnt in einem einzigen Lokal zu essen, von Lokal zu Lokal bewegt, viele unterschiedliche Stile auf sich einwirken lässt und dazu eine weitere Spezialität des Baskenlandes genießt: den Txakoli. Dies ist der Wein, der meistens aus der weißen Sorte Hondarribi Zuri und manchmal aus der roten Sorte Hondarribi Beltza vinifiziert wird. Die Weinberge findet man fast alle direkt am Meer, und diese Nähe schmeckt man auch. Es sind jung zu trinkende Weine, oft leicht moussierend und mit einer Säure, wie man sie von Schaumweinen kennt, und dazu mit einem Geschmack von Salz und Jod, wie es ihn wohl nur am Atlantik gibt. Die Kombination von Pintxos und Txakoli ist ein wunderbares Erlebnis.

Unser Fazit zu spanischen Tapas

Haben Sie sich schon entschieden, in welcher Region Sie gerne auf die Suche nach Ihren Tapas gehen wollen? Die Entscheidung fällt nicht leicht. Alle erwähnten spanischen Wein- und Tapas-Regionen haben ihre eigenen Reize und Besonderheiten. Faszinierend aber ist in allen Regionen, wie gut ihre Spezialitäten auf den Tellern mit den Weinen der Region abgestimmt sind. Txakoli und Pintxos, Albóndigas, also Fleischbällchen aus Valencia zum dortigen Monastrell, Jamón Serrano zu Manzanilla, Mojama de Atún, getrockneter Thunfisch, zu Cava oder Verdejo aus der Rueda zum Seeteufelspieß mit Garnelen, da läuft einem schnell das Wasser im Munde zusammen. Buen Provecho!

Unser Tipp: Finden Sie bei Vinos alle Weine passend zu Ihrem Tapas-Abend, indem Sie in der Suchfunktion den Filter „Passt zu“ benutzen und dort „Tapas & Antipasti“ auswählen. Probieren Sie es direkt hier aus.